Aalquälerei
Es lebt im Panamakanal
In meerestiefer Seelenqual
Ein depressiver Tiefseeaal.
Denn so wie all die and’ren Aale
Litt er schon so viele Male
An der Dopplung der Vokale
Die der Gattung eigen sind.
Klar, ihr sagt bestimmt: Der spinnt!
Weil ja gar nicht alle Aale
Deutsch und damit ‚Aale‘ sind
Doch bedenkt die Söhne, Töchter
Angelsächsischer Geschlechter
Dort ist ‚Aal‘ zwar nicht geläufig
Wohingegen ‚Eel‘ recht häufig
Für das Tier verwendet wird
Womit eins zum andern führt:
Käm doch unser Aal deswegen
Von der Traaufe in den Reegen
Hi, Matthias hier, der Typ vom „Koffer Wörter“ Podcast. Nur falls Du Dich fragst, wessen nur so mittel ohrschmeichelnde Stimme Du gerade hörst. Ja, es ist tatsächlich ein bisschen deprimierend, wenn man sich so durch die Podcastlandschaft hört und merkt, wie mittelmäßig die eigene Stimme doch ist. Das Zauberwort hieße hier Kompressor, das ist eine Art Push-up-BH für Stimmen, aber letztlich kann der Kompressor nur pushen, wenn auch was zum Pushen da ist. Aber ich hasse Schminken etc. ja überhaupt. Was ein Fehler ist, willst du die Öffentlichkeit erreichen. Mein großes Vorbild Richard Nixon z. B. Hat nur gegen diesen Katholikenbengel Kennedy verloren, weil er kein Makeup wollte und deshalb im Fernsehen geschwitzt hat. Die Welt könnte ein viel besserer Ort sein, hätte er damals. 1960 die Wahl gewonnen… Politik., oder? Ich halt mich mit politischen Statements ja eher zurück, aber das musste mal raus. Dennoch: Wir werden wohl alle gemeinsam auch mit der mir so eigenen vokalen Unterdurchschnittlichkeit leben müssen, denn eine geilere Stimme bezahlen kann ich erst, wenn ich MINDESTENS 5 RATINGS bei APPLE PODCASTS BEKOMME. Ja, Herrschaftszeiten, ist das denn wirklich soooo ein riesiger Aufwand? Ja, Android-UserInnen sind bei dieser Thematik erst mal raus, aber mit ein wenig Aufwand könnt auch Ihr da abstimmen. Es ist nun mal das einzige relevante Portal, alles andere ist Kinderkotze… Okay. Konzentrieren wir uns auf Inhalte. Die sind auch so ein Thema. Ich muss ökonomischer werden. Vier, fünf Reimdingsis pro Folge, sowas schlaucht und das Autorenteam kann das auf Dauer nicht leisten. „Sprich langsamer!“ höre ich die rauchenden Köpfe aus dem Maschinenraum des Koffer-Wörter-Podcasts stöhnen. „Sprich langsamer!“ Ich spreche ja schon viel zu langsam. Ich ertrage mich selbst überhaupt nur mit mindestens 1,5-facher Geschwindigkeit, sonst frag ich mich immer sofort, was der Opa da im Handy macht. Mein Kompromissvorschlag lautet: Weniger Gedichte, mehr feuilletonistisches Popcorn. Vulgo: Moderationstext. Ach, scheißt drauf.
Hecht
Wer herrscht im See, und das mit Recht?
Der Hecht.
Er hat dem Wels den Pelz verwämst
Dass du ihn nicht mehr wiederkennst
Und hat den Barsch, und hat die Brasse
Harsch am Arsch gefasst
Sie nass gemacht
Die schlaffen Flaschen
Den Forellen, weil sie Welle machten
Dicke Dellen bei- und sie dann umgebracht
Und schließlich, in ’ner schlimmen Schlacht
Die Schleien tot gemacht
Die „Was?!“ Genau. Sie werden nicht vermisst…
Im Gegensatz zu den Elritzen
Die in Ritzen sitzen
Und zur Seite flitzen
Wenn Du mal vom Ufer aus ins Wasser pisst
Die, also die Elritzen, hat der Hecht mit kessen Sprüchen und viel Pressen
Aufgefressen
Nur die kapitalsten Karpfen
Und die Mückenlarven
Hat der Hecht zunächst verschont
Damit er nicht alleine wohnt
Und was zu futtern hat
Bis er im Schlamm ein Armengrab
Bekam nach einem einsamen Gefecht
Mit dem Gevatter Tod. Das lief echt schlecht
Zurecht
Ich sollte vielleicht noch was zum Titel der heutigen Episode sagen. Natürlich geht’s um Fische und wie der Name „Triefendes Triptychon“ bereits nahelegt, um drei verschiedene Fische. Äh, Meeep…! Das waren doch schon viel mehr Fische, die der Herr Hecht im letzten Reimdingsi abgeschlachtet hat. Ich konkretisiere also: Täterfische. Fische, die selbst Dinge tun, nicht so elende Opferfische wie die Elritzen oder Schleien, die nur ihres Namens wegen in Gedichten auftauchen und die sich ansonsten keine Sau interessiert. Als dritten Fisch nach Aal und Hecht hab ich noch den Lachs herausgesucht. Vielleicht einfach, weil ich die Farbe mag. Und den Geschmack. Eigentlich bin ich ja Vegetarier, aber für Lachse mach ich da gerne mal eine Ausnahme. Diese schneidigen, muskulösen Viecher, die in lauschigen Aquakulturen mit Hühnerscheiße und Antibiotika gefüttert werden, um schließlich doch von der Lachslaus langsam äußerlich und innerlich aufgefressen zu werden. Hmmm! Lecker! War ein recht kurzes Vergnügen heute, aber ich denke, du bist auf den Geschmack gekommen und vielleicht schreib ich morgen was über Heringe und Austern. Mach ma jut, da draußen und bis denne!
Lachs
Knapp unter dem Polarkreis schwimmt
Ein Lachs und lutscht ein Peppermint
Nicht etwa, weil das üblich ist,
Vielmehr: Der Lachs ist Anarchist!
Sein Lutschen ist gezielter Akt
Wie auch sein Tun im Katarakt
Den schwimmt er ganz bewusst HERAB
Und nicht HINAUF, wie’s Vattern tat
Und Muttern auch, wie’s alle Lachse
Seit der Urzeit als Erwachs’ne
In Erfüllung ihrer Pflicht
Als Lachse tun. Doch der hier: Nicht!
Er ist der unlachsigste Lachs
Von allen. Aber ohne Flachs!
Als alle anderen ins Meer
Geschwommen sind. Blieb einer: Er!
Und statt im Fluss zu pinkeln ist
Er strikt ans Land. Hat dort gepisst.
Ihm macht im Unabhängig-Sein
Kein Lachs was vor. Nicht mal zum Schein.
Und während die Familie noch
Die Flüsse hochschwinnt, hofft er doch
Dass irgendwer es bis hierher
Zum Lachsrebellen schafft. Denn er,
So nonkonform er sich auch gibt,
Braucht dennoch eine, die ihn liebt.