Hi, ich bin Matthias und mir ist aufgefallen, dass ich mal mit Heitideiti-Bullshit aufhören sollte. Nein, wirklich. Covid-19 aka Corona ist so gut wie gar nicht aufgetaucht in diesem Podcast und das ist natürlich schlimm. Wenig beschäftigt mich mehr in diesen Tagen und diese so genannten Corona-Kritiker bringen mich direkt auf die Palme. Du weißt schon, wen ich meine: Nicht die dummen Friesenkötters von nebenan, was erwartest du denn von denen? Doch nicht, dass sie mit ihren Facebook-Posts über arme konventionelle Bauernschicksale, böse, böse Wölfe, kriminelle Ausländer, getunte Opel-Calibras und ihren man-wird-doch-wohl-mal-fragen-drüfen-Antisemitismus aufhören? Es wäre doch geradezu grotesk einsichtig, würden sich die an Spitze der Corona-Warner stellen. Nein. Ich meine diese saturierten Promi-Kackbratzen deren Namen ich hier nicht nenne. Denen geht es nämlich darum, dass ihre nächste Millionen in Gefahr ist. Oder dass sie einfach so gelangweilt sind in ihren SoHo-Houses, dass sie einfach nicht anders können, als sich gegenseitig mit Bullshit zu unterhalten. Zum Glück ist ihre Welt und der zugehörige Social-Media-Schatten sehr weit weg von mir.
Ziemlich nah sind dagegen die anderen. Die Nicht-Idioten, für die aber andere Regeln gelten, als für den Rest. Weil sie die Sache im Griff haben und weil sie das alles mit Corona und so zwar durchaus kapiert haben, aber so ganz auf alles kann man ja auch nicht verzichten, das verstehst du doch bestimmt. Oder? Denk doch z. B. mal an die Kinder, die müssen doch auch mal raus und soziale Kontakte und so und überhaupt, sowas ist doch total wichtig für die Entwicklung. Naja, entgegne ich da. Viellicht. Aber seht’s doch mal so rum: Ihr habt das doch alles gehabt, oder? Das Mit-Vielen-Freunden-Treffen und Draußen herumtollen und so, meine ich. Und wohin hat’s Euch gebracht? Dahin, dass ihr mit Eurer egoistischen Affenliebe Euch selbst und andere in Gefahr bringt.
Ich war am Wochenende mit den Kindern im Zoo. Nicht. Ganz bestimmt nicht! Aber viele andere waren’s. Und ich hab aus Zeugenberichten ein Mosaik aus dem „Man-wird-doch-wenigstens-mal-Herbst“ 2020 zusammengestellt. Es sind nur kleine Puzzleteilchen. Die poetische Entsprechung eines solchen Puzzleteils ist ein Haiku.
(zu den formalen Besonderheiten des Haikus siehe hier: https://siebenmeilenstiefel.antville.org/stories/2247172/)
Eine Straßenbahn
Am Eingang zum Streichelzoo
Hustet sie Menschen
Raschelndes Herbstlaub
Riesenschlangen überall
Mit Nasenbären
Samstagvormittag
Husten pampt an der Kasse
Er habe ein Recht
Gähnender Käfig
Orang-Utans im Lockdown
Kicken Kastanien
Sonne, buntes Laub
Frau flieht aus Quarantäne
Zur Streichelwiese
Kindernasenrotz
Besucht das Regenwaldhaus
Roswithas Schal rutscht
Im Giraffenhaus
Oh! und Ah! und ab und zu
Trockener Husten
Laut bellender Horst
Wölfe kriechen irritiert
Aus ihrer Höhle
Ein Kinderspielplatz
Liegt verlassen im Regen
Gedränge im Shop
Regenmäntel und
Popcorngeruch im Bistro
Renate riecht nix
Joscha hat Schnotten!
Gummistiefelgehopse
In Matschepampe
Löwenbrüllen lässt
Menschen zusammenrücken
Irgendwo kichert’s
Nachmittagssonne
Scheint auf verwaiste Wege
Zoodirektor keucht
Smartphone im Nebel
Affe kaut tausend Splitter
Von Gorilla Glas
Ein Gutachter stöhnt
Da sind Löcher im Gitter
Geier am Himmel
Frösteln beim Essen
Der kleine Jens rennt kurz los
Die Heizung hochdreh’n
Klirrendes Dunkel
Das grelle Licht der Klinik
Auf Tiergehegen
Tschüss und viel Spaß im Zoo am Wochenende!