EKW025 Zwei Paletten Klopapier

Business

Ich hab zwei Rollen Klopapier
Die schenk ich Dir
Für einen Kuss

Okay, das ist dann kein Geschenk…

Das wär Bestechung. Eingedenk
Des Umstands, dass Du gerade musst
Womöglich Nötigung.
Erpressung?
Nein. Guck’s nach. Jedoch ich rate
Besser schnell zu sein
Ich warte
Nur sehr kurz

War das ein Furz?
Oh. Nein?
Oh. Schon?
Zwei Küsse… Inflation.
Tja…
Fein 🙂

Hi, Matthias hier. Na, zu welcher Sorte Mensch gehörst du? Bist du heute schon panisch von einer Tankstelle zu nächsten gerannt, um noch ein paar Rollen einlagige Fecycling-Klopapierrollen für 3 Euro das Stück zu ergattern? Oder liegst du so wie ich gechilled auf dem Sofa und schaust grinsend auf eine 1:1 Monument-Valley-Replika aus 10 Paletten Zewa-Premium-Rollen? Es ist einfach eine Frage der Logistik. Ich hab ja, während andere im September noch verzweifelt nach Wochenendferienwohnungen im südöstlichen Vorharz für ihre Herbstferien gegoogelt haben, einfach schon mal die Vorräte aufgestockt. Dinkelmehl. Toilettenpapier. Hefe. Desinfektionsmittel. Großeltern. Ja….! Böse! Nur, seinen wir ehrlich: Die Infektionszahlen gehen hoch und einen zweiten Lockdown können wir uns nicht leisten. Tja. Wobei…: Hatten wir denn jemals einen Lockdown?

„There was never any lockdown. There was just middle-class people hiding while working-class people brought them things.“

Hab ich auf Twitter gelesen. Ich frage Dich ganz ernsthaft: Wo bleibt in all dem eigentlich die Poesie? Der Sinn für’s Schöne, dessen Flüchtigkeit doch häufig länger Bestand hat, als all die provisorischen Intensivstationen, deren Fenster nach Westen, zum Sonnenuntergang hin zeigen. Ich hatte in den letzten Wochen viel mit Logistik-Dienstleistern zu tun und fühlte mich, während ich den Menschen mit den Klopapier-Paletten den Weg in unseren Luftschutzbunker wies, häufig an die Maus Frederick erinnert. Weißt du noch? „Frederick, warum arbeitest du nicht?“ fragten die fleißigen Feldmäuse den faulen Schlunz, der immer nur in der Gegend hockte und Nic-Nacs in sich hinein stopfte. „Ich sammle Wörter!“ sagte Frederick mampfend und konnte sich vor Lachen kaum halten. „Es gibt viele lange Wintertage – und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.“ Naja, und du erinnerst dich wahrscheinlich, wie die Sache ausging. Der Winter kam, irgendwann waren die Vorräte leer und Frederick sabbelte und sabbelte Wörter vor sich hin, während alle um ihn herum qualvoll starben. Nur Frederick überlebte, weil er den ganzen Herbst lang Nic-Nacs gefuttert hatte. Und als Frederick durch die Reihen der sterbenden Kumpels balancierte, hielt ihn ein besonders magerer Typ an und sagte: „Frederick, du bist ja ein Dichter!“ So hab ich die Geschichte zumindest im Kopf. Vielleicht sagte er aber auch: „Frederick, du bist ja ein Arsch.“ Das würd auf jeden Fall mehr Sinn ergeben.

Poetry Slam

Es stieg vor Jahren dann und wann
Ein Dichter aus dem Dichter-Schlamm
Erklomm Podeste oder Bühnen
Die ihm vielversprechend schienen
Und begann auf allen Vieren
Vers für Vers zu deklamieren
Während er (oder auch sie)
An Wuchs gewann. Bis schließlich hie
Und da ein Exemplar erstand
Das man zweibeinig stehend fand
Und das, man stelle sich das vor,
Das Publikum im Chor erkor
Zum Sieger oder Siegerin
Der Herzen. Ach, zum Niederknien!

Dann kam Corona, so ein Pech,
Und alle Bühnen waren wech.
Nur dann und wann schallt noch ein „Aaaah!“
Im Dichter-Schlamm. Das wars dann. Tja.

Ich hab gerade ein recht entspanntes Wochenende hinter mir. So ganz ohne Podcast und anderen Digitalschnickschnack. Und da hab ich mir gedacht: Wenn wir jetzt eh bald alle wieder zuhause rumsitzen, weil, surprise, surprise, Little fucking Corona nicht einfach weggeht, nur weil’s gerade langweilig wird, dann könnte man ja mal ein wenig im Thesaurus blättern und Synonyme auswendig lernen. Das ist nämlich eine wirklich nervige Angelegenheit, dauernd irgendwelche alternativen Wörter nachschlagen zu müssen, nur damit sich Sachen dann irgendwann auch reimen. Oder hast du gedacht, das ist alles Kopfsache? Ja, wahrscheinlich ist es das auch, bei anderen, bei so richtigen Dichterinnen und Dichtern. Ich hab einfach 2 Tabs auf meinem Handybrowser offen: Ein Online-Reimlexikon und einen Online-Thesaurus. Dann denk ich mir irgendein dusseliges Reim-Dingsi aus, in dem sich aber meist noch nix reimt, und dann such ich mir einfach so lange End- und Binnenreime zusammen, bis es passt. Und sollte es mal nicht passen, wird die Aussage notfalls 100 Prozent gedreht, wenn’s dann vong reimen her stimmt. Oder – in selteneren Fällen – beschließe ich, dass ein Reim-Dingsi sich nicht reimen muss, sondern ein so richtig echtes Gedicht wird und dafür besonders ernst oder verzweifelt klingen muss. Und klar,, das dauert häufig länger als die Heinz-Erhardt-Style-Klopper, die du sonst von mir gewohnt bist. Jedenfalls, um noch mal zurück zum Wochenende zu kommen: Ich hab ein paar Synonyme auswendig gelernt, damit ich auf dem Handy nicht dauernd zwischen offenen Browser-Tabs und meinem Schreibprogramm hin- und her wechseln muss. Schwerpunkt diesmal waren maritime Begriffe und einen Mini-Ausschnitt hab ich im gleich folgenden Reim-Dingsi untergebracht.Damit ist diese Episode auch schon wieder vorbei, Ende, finito, fertig, erledigt, passé, denn ich muss mich erst mal wieder eingrooven in die neue Woche und außerdem wollte ich ja noch den Keller tapezieren, Mit Klopapier. Einfach, weil ich es kann. Tschüss.

Mariner Ordnungsruf

Schau mal, lieber Kabeljau
Dieser Meerjungfrauenklau
Dessen Du Dich nachts befleißigst
Stößt auf Skepsis! Drum reiß dich
Mal zusammen, denn so forsch
Wie Du alter, geiler Dorsch
Schleppt die Nixen in der Gegend
Keiner ab. Des Anstands wegen.

Gut, Du wirst vielleicht entgegnen
Dies geschäh‘ der Liebe wegen
Die auch zwischen Fisch und Nymphe
Möglich sein soll ohne Schimpfen.
Das entschuldigt nicht, indessen
Dass Du sie stets aufgefressen
Hast, sobald ihr aus der Sicht
Ihrer Eltern wart. So nicht!