Hi, Matthias hier. Heute ist ein guter Tag. Denn es gab Bagels. Du kennst ja bestimmt Bagels, nicht wahr? Hartnäckige Gerüchte sagen, der liebe Gott habe die Juden nur in die Diaspora gejagt, um endlich vernünftige Bagels zu bekommen, und ja, ich glaube, das stimmt. Zumindest gibt’s die besten Bagels unwidersprochen in New York und das ist die reine Wahrheit. Glaub mir, ich bin Wissenschaftler, ich habe das sehr gründlich erforscht. Nu kann man nicht dauernd nach New York jetten, um die besten Bagels zu ergattern und daher hab ich irgendwann – auch wegen Greta und Klimaschutz und so – einfach angefangen, selbst die besten Bagels der Welt zu machen. Zumindest außerhalb New Yorks. Und darum gab’s heute eben Bagels, einen Tag zu früh, weil Sabbat in meiner linearen Welt ja erst morgen ist, aber ich hab’s eben nicht länger ausgehalten. Scheiß auf Sabbat. Und weil Bagels nun mal nur mit Hummus so richtig gut schmecken, hab ich gleich auch noch Hummus gemacht, wobei mir alle, die sich auskennen, sagen, dass es den besseren Hummus in Tel-Aviv oder Damaskus gibt und da will ich mich gar nicht streiten. Dann ist mein Hummus eben nur der drittbeste der Welt und das ist vollständig okay.
Jetzt ist so ein Bagel-Start in den Tag natürlich auch ein Problem. Denn irgendwie fällt’s dann mal so überhaupt nicht leicht, mit diesem fluffigen Bagel-Im-Bauch-Und-Die-Welt-Kann-Mich-Mal-Kreuzweise-Gefühl den notwendigen Selbst- oder Fremdhass zu entwickeln, der zum Entstehen meines täglichen Reim-Dingsi-Podcasts essentiell notwendig ist. Wie soll das denn gehen? Naja, ganz einfach: Nachrichten hören. Und, später beim Mittagessen, mit dem Nachwuchs über die Schule sprechen. Man muss natürlich schon ein bisschen hartnäckig sein, denn auf ein „Wie war’s in der Schule?“ folgt mit großer Sicherheit ein „schulig“, schließlich handelt es sich ja um Menschen mit gesunden Selbstschutzmechanismen. Und wer am Freitag Nachmittag gerne von der Schule erzählt, ist entweder Masochist oder lebt im Glückbärchiland, wo Lehrer_innen Medikamente nehmen dürfen, die bei uns nicht von der Kasse Übernomen werden. Bei uns am Mittagstisch ist jedenfalls alles erst mal „schulig“ und erst mithilfe von Waterboarding, Bestechung und Aktivierung uralter Schuldgefühl-Mechanismen komme ich an nähere Angaben zum Verlauf des Tages heran. Das ist auch seit dem ersten Corona-Lockdown nicht anders geworden und frag ich meinen Nachwuchs, was sie denn nun besser fanden, das so genannte Home-Schooling oder die mehr oder weniger normale Schule, bekomme ich nur ein Augenrollen und den Verweis, dass alles, was mit Aufstehen um 6:30 Uhr verknüpft ist, keiner weiteren Erwägung bedarf.
School Schooling
Murat mag den Tafelschwamm.
Nur nicht essen. Aber dann
Tut er’s doch, weil ihm der Mund
Noch vom letzten Mal aufstund.
Da hat einer Murats Hals
Wegen eines Rituals,
Welches montags Murat trifft,
Mithilfe seines Dortmund-Schals,
Fest zugeschnürt, ihn angeschifft
Und Murat dann nach vorn geschickt
Mit einem „Jetzt bist Du gefickt.“
Zum Glück geht’s nächste Woche weiter
Denn wir dürfen alle hoffen:
Unsre Schulen bleiben offen!
Trotz Corona. Und da schreit er,
Murat, über sein Geschick
Wie im Werbespot. Vor Glück.
Hui ui ui. Ein mäßiges Gedicht mit gefälligem Bildungsbürger*innen Schul-bashing. Hat der Herr schlecht gefrühstückt? Hast du eigentlich zugehört, was ich eben erzählt habe? Stichwort „Bagels“? Ich hatte einen tollen Start in den Tag! Im Gegensatz zu Murat beispielsweise. Und wer jetzt sagt: „Aber Home Schooling wäre ja auch keine Alternative! Gerade für die Kinder, die zuhause nicht genügend Unterstützung bekommen und vielleicht gerade dort Gewalt und Vernachlässigung erfahren…“ also wer das sagt, ist ja schon in die Falle getappt. Bumms. Klappe zu, Äffchen tot! Du liebes Hasi, du. Denn es gibt keine zwei Alternativen. Schule mit Lüften vs. Home Schooling. Es gibt Bürokratinnen und Bürokraten da draußen, die uns das so lange erzählen, wie es jeder und jede glaubt. Was es tatsächlich gibt ist ein beschissenes Virus. Und die Notwendigkeit der Reduktion mit körperlicher Nähe verbundener sozialer Interaktion. Niemand hat irgendwem verboten, mehr, härter und vor allem, und jetzt kommt was total krasses, phantasievoller als vorher daran zu arbeiten, dass nicht-physische soziale Interaktion möglich und vor allem noch vertieft wird. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, Murat mal eine _Zeit lang zu Hause zur Ruhe kommen zu lassen und trotzdem engen Kontakt mit ihm zu halten. Geht nicht? okay. Aber wenn dieser Einspruch gerade von einem Lehrer / einer Lehrerin gekommen ist, dann hast du dumme Schlampe, dann hast du Hurensohn Dich gerade für eine Umschulung beworben. Pädagogik scheint nicht so Deine Leidenschaft zu sein.
Risk Assessment
Herr Schwedes hat heut lang gepennt.
Denn er ist Risikopatient.
Ü-60. Zwar ist er gesund,
Nur hat Herr Schwedes guten Grund
Zu glauben, dass sein Arbeitsort
Nicht sicher ist. Und er ist fort.
Halt blöd, dass er ein Lehrer ist
Und bisher ohne jede Frist
Und ohne einen Dienstcomputer
In der Wohnung hockt. Was tut er?
Nix! Was soll er auch groß machen?
Etwa selbständig die schwachen
Schüler hier vom Heim-PC
Unterstützen? Bitte… Nee!
Ohne richtige Bestuhlung
Datenschutz und Softwareschulung
Dienst-PC und Dienstanweisung
Wär das eine krasse Leistung!
Würd man’s mal in Noten messen
Eine 1. Sehr gut. Stattdessen
Gibt Herr Schwedes sich hienieden
Auch mit einer 3 zufrieden.
Er verbringt den Tag zu Haus
Und schläft morgens friedlich aus.
Alright. Disclaimer: Die Nutzungszahlen dieses Podcasts sind ja sowieso eher so mittel. Sag ich mal. Und ich schätze, nach den wirklich mittelmäßigen Gedichten in der Folge heute plus dem verbalen Ausfall eben, wird es noch ein wenig kuscheliger hier. Ab nächster Woche, das kann ich aber schon versprechen, wird’s wieder etwas Gedicht-Dingsi-lastriger und weniger ausfällig. Ein Gutes hat der neue Lockdown ja. Es gibt wieder mehr Zeit zum Backen, zum Kochen und dem ganzen Hipster-Kram, über den man dann schicke Instagram-Fotos rausjagen kann. Ist zwar auch nicht nur cool, aber besser, als Leute mit einem Virus oder schlechter Laune anzustecken. Ich brauch jetzt nochmal einen riesigen Bagel. Schönes Wochenende. Tschüss 🙂
Basilikum
Am Fenster lümmelt grün und stumm
ein großer Topf Basilikum
herum.
Er sieht zerzaust aus und zerrupft,
weil ihn ein Schuft aus heit‘rer Luft
gezupft.
Im Pestoglas grad neben ihm
schwimm’n ungestüm die Blätter drin.
Wohin?
Mit Pinenkern‘, Öl, Parmesan
komm‘n sie bald an die Pasta ran.
Mann