Emergency Room
Die Skyline eines EKG
Auf grauer Wand – ojemine
Die Deko hier im Krankenhaus
Schlägt jedem Fass den Boden aus
Hi, Matthias hier und ich war heut mal wieder eine Notaufnahme besichtigen. Hat sich nicht so richtig viel geändert in den letzten Jahrzehnten, finde ich. Na gut, es hat sich wahrscheinlich so ziemlich alles geändert, wenn man diagnostische und therapeutische Standards vergleichen würde oder auch die Geräte, die dem 08/15 Emergency-Room so zur Verfügung stehen. Aber so rein äußerlich ist diese Notaufnahme – bis auf die Tatsache, dass alle Maske tragen, eigentlich genauso schäbbig wie immer schon. Und irgendwo zwischen all der sterilen Schäbbigkeit blitzt dann ein wenig non-funktionale Farbe auf. Sollte das etwa… DEKO sein? Brrrr. Ich kann mir schon vorstellen, wie der Thresendrachen, den/die es in jeder Notaufnahme zu geben scheint, getobt und gezetert hat zu Anfang. Was denn jetzt als nächstes komme?! Höfliche Begrüßungen? Klar verständliche Beschilderungen? Verbote, Patienten anscheißen zu dürfen, weil sie bestimme Regeln, die im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts festgehalten wurden, nicht beachtet haben? Lächerlich! Entsprechend verschämt versucht die Krankenverschönerungsdeko dann auch, möglichst wenig aufzufallen und/oder heilungsförderlichen Sinn zu ergeben. Ein roter, die Wand entlang führender Strich in Form eines EGKs mit wirklich langen Pausen. Meterlangen Flatline-Passagen, wo ich mir beim Entlanglaufen wirklich anfange Sorgen zu machen, bis dann der nächste Ausschlag hinter einer fest verschlossenen Tür zu sehen sehen ist, auf der ein Schild „Zutritt verboten!“ klebt. Ach ja. Es ist vielleicht diese Atmosphäre grau-funktionaler Mäkelichkeit, die viele Patient_innen in Windeseile wieder gesunden lässt. Doof nur, wenn man eine der älteren Damen ist, die stundenlang in Betten liegend auf irgendeinem Flur zwischengelagert werden. Was zunächst wie ein bissiger Kommentar zur Sinnhaftigkeit von Frauenparkplätzen aussieht, verliert mit zunehmendem Verweilen neben einem solchen Bett die Bissigkeit, weil die senile Belegschaft so erbärmlich über die Noise-Canceling-Funktion des Kopfhörers hinweg vor Schmerzen schreit. Ich rede mir ein, es handelt sich um altgediente Innenarchitektinnen, die an der Deko hier verzweifeln. Aber wem mache ich was vor? Geschrien wird immer, mit oder ohne Wandbemalung, und wenn es draußen grau und nass und traurig wird, natürlich ganz besonders.
Isso
Halloween is over
Und mein Herbst-Pullover
Kratzt mich mehr und mehr
Wunde Winde singen
Wolken bluten, bringen
Tropfen, dick und schwer
Wassermassen platschen
Auf Insekten. Matschen
Kleines Leben platt
Alles Leben taumelt
In der Küche baumelt
Benno. Blass und matt
„Allerseelen“ steht für heute auf meinem elektronischen Zeitplaner eingetragen. Hat es die katholische Kirche also auch hier geschafft, einen ihrer Kampfbegriffe irgendwie ins 21. Jahrhundert zu retten. Ich, natürlich ohne jeden Schimmer, was das denn schon wieder zu bedeuten hat, gleich mal Wikipedia gefragt, aber, ich sagte das ja schon an anderer Stelle: Ich werde hier nicht die Wikipedia referieren. Halten wir fest: Es ist eine weitere traurig-bigotte Perle in der Kette trostloser Totenfeiertage, mit der man anno dunnemals beschloss, die Gläubigen zu martern, um dem Herrn und ganz besonders seinen Bütteln gefügig zu sein. Interessant ist vielleicht die Tatsache, dass es eigentlich nicht Interessantes zu diesem Tag zu sagen gibt außer immer wieder seine trostlose Irrelevanz zu betonen. Und damit passt er ja ganz gut in diesen schlechten Scherz von einem Monat, den der November nun mal darstellt. Ein doppeltes Lob Den Vereinigten Staaten also, dass sie ihr Erntedankfest in den November, genauer auf den vierten Donnerstag im des Monats gelegt haben und am drauf folgenden Freitag mit dem Black Friday den Tag des zügellosen Shoppings erfunden haben. Ich sag nur „U! S! A!“ Danke! Danke! Danke! Denn ein Land, dass die Losung „Shopping statt Leichen!“ feiert, kann so schlecht dann wohl doch nicht sein.
Kalt rollt der November
Kalt rollt der November
Jeder Tag Tsunami-Woge
Jede Stunde Stufe in die Tiefe
Uhren ticken, knarzen Stricke um den Hals
Kalt rollt der November
Dunkelheit sein Mantel
Leib aus nassen Schlingen
Wird vom Wasser in die See gespült
Kalt rollt der November
Treibt den Kahn auf hoher Woge
Überreste an der Wasserlinie
Überspült und vogelfrei
Kalt rollt der November
Rollt gefräßig durch die Straßen
Starrt in dunkle Fenster
Steingrau die Unendlichkeit
Ja, was war das denn? Wirst du vielleicht fragen. Kann der deutschgrämige Trauerschwurbler nicht aus seiner Haut? Nee, ganz offensichtlich nicht. Man wälzt ja doch, ob nun gewollt oder nicht, diesen ganzen jahreszeitlichen Gedankenbullshit mit sich herum und kommt, wie’s schon seit tausenden von Jahren ist, zu keiner rechten Lösung all der menschlichen Probleme und Absurditäten. Das heißt: Ich hab natürlich längt eine Lösung gefunden. Nur ist die halt so dermaßen unbefriedigend, dass ich mich lieber wochenlang in eine Ecke setze, die Ohren zuhalte und „Leuchte auf, mein Stern Borussia!“ summe, als die längst gefundene Wahrheit einfach mal zu akzeptieren. Lass uns mal morgen weiterreden. Ich muss jetzt noch ein wenig summen. Tschüss!
Knubbelspucke
Ich habe ja den Sinn des Lebens
Aufgeklärt. Und aufgegeben.
Stell dir eine Kreatur
Schön und stark und weise vor.
Und auf ihrem linken Zeh
Gibt es, wenn ich’s richtig seh,
Einen Knubbel der stark juckt
Wenn man nicht oft darauf spuckt.
Doch um Speichel zu erzeugen,
Braucht das Wesen einen Eugen,
Der ihm seinen Gaumen streichelt,
Grad indem er diesem schmeichelt.
Da die Eugens schnell verbraucht
Sind, sind sie mal eingetaucht
In den speichelarmen Mund,
Braucht das Wesen häufig Grund,
Einen neuen Eugen zu
Futtern und ins Maul zu tun.
Eugens werden nun sehr oft
Von der Erde hergeschafft,
Und damit man die Logistik
Hinkriegt, hat man uns gezüchtet,
Die nach ein paar tausend Jahren
Lernen, bis ins All zu fahren,
Und die Eugens dann zum Wesen,
So hab ich’s in Netz gelesen,
Zur Andromeda zu fliegen.
Bumms! So tut der Kreis sich schließen:
Wesen->Knubbel->Spucke->Eugen->
Erde->Menschen->Liefern->Freuen
Das ist mir zu wenig Sinn,
Und der Grund, warum ich hin
Und wieder etwas knatschig bin.