Unlängst urinierte Urte,
Reinigte recht rustikal
Ihre imprägnierte Iurte.
Nackt. Natürlich. Nonverbal.
Hi, Matthias hier. Vierzeiler, oder? Ich versteh’s ja auch nicht. Meine ersten noch vorhandenen Vierzeiler stammen aus dem Jahr 1995 und ich hatte eine dolle Idee damals: Ich hatte mir für meine Computerstartsequenz damals in der autoexec.bat, also der automatisch beim Systemstart des Computers ausgeführten Befehlsstapelverabreitungsdatei einen Mechanismus ausgedacht, der mir immer erst mal eine Eingabeaufforderung anzeigte, in die ich beliebigen Text eingeben musste. Idealerweise etwas Kreatives. Die Textdatei mit den Resultaten dieses ca. ein Jahr laufenden Experimentes hab ich heute gefunden. OMG! Don’t ask, don’t tell, sag ich nur. Was aber auffällig ist: Es befanden sich eine Menge Vierzeiler darunter.
Ich bin zum Streuen
Heut‘ zu faul
Und alle legen sich
Auf’s Maul.
So oder so ähnlich. Es war nicht alles schlecht, früher. Die meisten Reimdingsis waren natürlich unfucking-fassbar unter aller Sau. Andererseits fanden sich unter ganz furchtbar schlimmen, durch Kurt Pinthus‘ Sammlung expressionistischer Dichtung „Menschheitsdämmerung“ inspirierte Machwerke, ein paar Hoffnungsschimmer. Keine Perlen, aber auch keine Säue mehr.
Es aß mal im Urlaub die Meta
Bananenpanade mit Feta.
Verschlang es zu schnell
Starb in ihrem Hotel.
So sind halt die Bräuche auf Kreta.
Okay. Kann man drauf aufbauen, denke ich. Dachte ich. But what for? wie die Angelsächsin fragt. Tja. Very good question. Gedichtdingsis haben keinen anderen Zweck als sich selbst, schrübe irgendwann nun die versierte Feuilletonfeder. Doch das ist leider nicht ganz richtig, sondern riesengroßer Bullshit, liebes Arschgesichtlein. Nur weil Du zu der Vielschwafler-Gilde gehörst, die lieber drei Seiten zu viel schreibt, als sich Gedanken über eine fifafucking Silbe zu machen, heißt das noch lange nicht, dass Du Recht hast. Reimdingsis haben natürlich sehr wohl andere Zwecke als sich selbst, was ist denn das überhaupt für eine Grammatik? Reimdingsis helfen beispielsweise ganz konkret beim Überleben.
Ernst Gedichte nehmen
Als Ernst mit Leidenschaft und Spaß
Erneut in Schillers Glocke las
Beschloss sein Vater kurzerhand
Dass alle Lyrik nun verbannt
Aus Zimmer, Haus und Köpfen wird
Weil Lyrik samt ins Unglück führt
„Schau Trakl, Lasker-Schüler, Benn!
Wie traurich die jewesen senn!“
Rief er. „Und kuck dagegen mich!
Hab keen Gedicht jelesen nich,
Und bin doch frisch, fromm , fröhlich frei!
Bin uffjeräumt und reich dabei!“
Er nahm Ernst die Gedichte weg
Und Ernst wurd ernst erst und dann jeck.
Ernst lief zum Bücherbrett und dann
Fing Ernst im Faust zu lesen an
Dat is zwar ein Theaterstück
Doch reimt sich’s leidlich. So ein Glück.
Ich produziere diese Folge am Freitag, kurz vorm Wochenende. Und es wird einmal mehr ein langes Lockdown-Wochenende. Ich weiß, dass der Scheiß-Lockdown viele völlig fertig macht und ja, warum auch nicht? Ist ja irgendwie ganz beruhigend, dass die viel beschworene Vereinsamung der Gesellschaft einfach mal totaler Bullshit ist, weil das soziale Tier in uns eben doch zwischendurch mal wieder den anderen Tieren am Hintern riechen muss, um den letzten Gossip zu erschnüffeln. Eigentlich ’ne gute Sache, das zwischendurch zu kapieren. Schreib’s Dir vielleicht irgendwo hin, damit du’s nicht so schnell wieder vergisst, wenn Kegelklub und Escape-Room wieder erlaubt ist. Und für die Zwischenzeit: Kauf doch einfach mal einen Gedichtband. Das ist sooooo schön! Und mit einem grölenden Grinsen sage ich „Tschüss!“ und bis nächste Woche!
Entdeckung
Im Buchgeschäft am Eckchen fand
Ich einen Lyriksammelband
Das war recht ungewöhnlich und
Schon deshalb ein famoser Fund
Der Inhalt war, das war mir klar
Fiktiv, wie’s auch dies Poem war:
Ein „Buchgeschäft“, „am Eckchen“ gar(?)
Das „Lyrik“ führt(??). Ist anfechtbar
Nichtexistent! Ein Exemplar
Des Wahnes. Schwer vermittelbar.
Dir scheint dies Urteil etwas harsch?
Zieh mal den Kopf… du kennst den Reim,
Lass mal die Träumereien sein
Und zieh ihn sanft aus deinem