EKW045 Waffeln statt Schwaffeln

So kam es, wie es kommen musste:
Ute wollte, dass er schmuste
Schmusen aber wollt‘ er nicht
Das war zu dicht und er entwich

Eine neue Woche bricht heran, hier in meiner kleinen und linearen Podcast-Recorder-Welt. Nun kann es sein, dass in Deiner kleinen Podcast-Hörer_innen-Welt aber gerade Mittwoch ist und wir schon wieder schwups aneinander vorbeireden. Nur dass wir uns eh nicht hörn können, denn du. liebes Hörer_innentier, hast ja gar keinen Podcast und wie soll ich Dich denn dann hören? Oder vielleicht hast du auch einen Podcast, aber ich kenne den gar nicht oder ich kenne ihn und er ist aber sehr schlecht und ich höre ihn deshalb nicht und du siehst schon: Die Wahrscheinlichkeit einer echten Kommunikation zwischen uns beiden, die ist ganz schön gering. Soziolog_innen haben viele Bücher vollgeschrieben über diese Frage, aber ich wollte ja eigentlich nur sagen, dass bei mir heut Montag ist und ich vieles anders/besser machen möchte. Ich will zum Beispiel wieder positiver werden. Und ideenreicher. Produktiver. Weniger Schwafeln und mehr Waffeln, sozusagen. Weil Waffeln sind was Produktives und Schwafeln kann ich ja immer noch, wenn ich alt und dement bin und das bin ich nicht. Wurzel 64: Acht. Bester Prophet von Welt, den man besser mal nicht beleidigt weil sonst bist du schneller explodiert, als du „Meinungsfreiheit“ sagen kannst: Mohammed! Bester Fußballspieler, der je das BVB-Trikot getragen hat: Frank Mill. Bester Casus außer Ablativ: Genitiv, Ischwör! Leute, ich bin sowas von undement, ich hab sogar noch die Namen aller meiner Kinder gespeichert und kann erklären, was Heteroskedastizität ist und das können nicht so viele, selbst Mohammed wird da seine Probleme haben. Ischwör. Aber du kannst so undement wie ein Sack Flöhe sein, davon hast Du noch immer keinen täglichen Reimdingsipodcast bestritten, im Gegenteil. Bei zu starker Nichtdemenz könntest Du der Versuchung erliegen, intelligentes Zeug sagen müssen und das gibt Magengeschwüre, auf die lange Sicht zumindest. Ich dagegen hab so ein To-Do-Listen-Dingsi. Ich hasse ja To-Do-Listen, aber ich hab gemerkt, dass man in To-Do-Listen super einzelne Ideen eintragen kann. Und immer, wenn ich eine verwendet habe, wird die einfach abgehakt. Am Wochenende hab ich mir z. B. folgende Ideen in meine To-Do-Liste eingetragen:

— Waffeln
— Sprache verändert sich (gendern pipapo)
— Magst Du…

Geil. Daraus mach ich Dir Stoff für 3 Koffer-Folgen, wenn Du magst und damit bin ich schon mittendrin. Wenn Du magst. Es ist mir völlig klar. Das ist halt einfach so ein Redewendungsdingsi. So wie halt. Halt. Ganz schlimm. Halt mein ich. Aber nicht zu ändern. „Magst Du“ ist aus meiner Sicht was relativ Neues. Kommt gefühlt us Süddeutschland. Weiß ich aber nicht. Hab ich auch keine Lust, nachzuschlagen. Vielleicht kommt es auch aus Prenzelberg und ich hab’s deshalb dem Stuttgarter Raum zugeordnet wegen der Schwabendichte in Prenzelberg. „Mogscht a Wurscht hoam?“ Geht noch. Aber Eltern, die ihren Kindern Sätze sagen, die mit „Magst Du…“ beginnen. Boah. Hab ich am Wochenende genauso gehört: „Rebecca, magst du von der Straße runterkommen, bitte?“ „Nein, Mama, mag ich nic….wummmmmm!“ Ich finde, es gibt so Fragen oder Situationen, da ist ein „Magst Du…?“ eine suboptimale Gesprächseröffnung. Und zwischen Erwachsenen hat es schnell so einen passiv-aggressiven Touch. „Magst Du vielleicht dieses Wort nicht mehr verwenden?“ Ja, mag ich. Und mit den ersten 5 Buchstaben von „Mag ich“ beginnt auch das nächste Reimdingsi.

Magic happens

Die Sache mit der Zauberei
Ist tricky. Let me tell you, why:
Was wenige nur wissen, ist,
Dass „Magic happens“, doch sehr trist.
Und nervig! So erscheint sie oft.
Denn wir sind dumm. Weil unverhofft
Wirkt manche Überraschung so
Wie eine Störung. Und statt froh
Und frisch verzaubert steh’n wir da,
Die Augen rollend, undankbar,
Und denken an den Alltagsscheiß,
Die Steuer droht, die Wand muss weiß,
Und noch bevor wir es versteh’n
Ist es gescheh’n. Wir: Nix geseh’n!
Wer die Sirenen erstmals hört
Denkt höchstens: Kerl, der Lärm, der stört.
Denn Wunder sehen oder hören
Dass sie wirken, und nicht stören,
Musst du lernen. Weißt du wie?
Denk drüber nach. Sonst lernst du’s nie.

Was stand denn noch auf der Ideen-ToDo-Liste? Ach, so, „Sprache verändert sich (gendern pipapo)“. Isso, oder? Letztens im Deutschlandfunk da diskutierten Zwei, so ein alter Redakteurs-Sack und eine junge Moderatorin über Gendern in der Sprache und in diesem Fall beim Deutschlandfunk. Und ich find’s ein wenig banal, sowas zu diskutieren. Weil der alte Sack, ich schätze mal, er war 60 oder so, wird in 40 Jahren tot sein und die Moderatorin noch nicht und sie wird natürlich weitergendern und damit hat sich die Sache ganz von selbst erledigt. Ganz ohne das auszudiskutieren. Er kann natürlich noch drei mal AfD wählen und das wird ’ne zeitlang ziemlich unangenehm, weil die Alten in der Mehrheit sind in diesem Land, aber irgendwann ist auch die AfD weggestorben. Ich bin da guten Mutes. Sind wir beide, oder, Mohammed? Ma’a as-salamah und bis morgen!

Wechselbad

Neulich erst traf ich ’nen Tropfen
Regen, der, statt anzuklopfen,
Gegen meine Stirne stieß.

Seltsam, dachte ich bedröppelt,
Hat man mich denn da veräppelt,
Als mein Dach ich decken ließ?

Denn der Wassertropfen traf mich
Im Gemach, worin statt Schlaf ich
regennasse Laken fand.

Was ein Blick gen Himmel stützte,
War doch, außer meiner Mütze,
Nichts, was dem im Wege stand.

Hat der Dachdecker gesoffen?
Oder ich? Das Dach war offen!
Nicht nur das: Das Haus war weg!

Statt in meiner Kammer stand ich
Jammernd in ’ner Pfütze! Fand mich
Triefend nass und tief in Dreck.

Ach! Da traf ein warmer Schauer
Der Erkenntnis mich. Ich trauert‘
Nicht mehr arg um Haus und Dach.

Hab noch nie ein Haus besessen!
Musst mich ergo auch nicht stressen,
Freut ich mich. Und… wurde wach.

Wasser von der Zimmerdecke
Ließ mich aus dem Schlafe schrecken.
Irgendwas war nicht ganz dicht.

Alles klar. Ich hatt‘ ein Haus. Und
Zwar mit mit schadhafter Bedachung.
War ein nasser, armer Wicht.