Vierzeiler
Wo ein Wille ist, scheiden sich die Geister
Labyrinthe werden nicht mehr hingenommen
Werden hinweggefegt durch einen kühnen Plan:
Das Leben träumen
Steile These gleich mal zu Anfang: Die Linken haben uns die Träume weggenommen!
Die Linken, jetzt, ne… Ich bin ja irgendwie links, glaub ich. Zumindest mein Wahlverhalten der letzten Zwanzig Jahre legt nahe, dass ich nicht besonders rechts bin. Früher, da wollte ich sogar sehr links sein, aber ich musste mich da immer irgendwie einordnen, wurde mir nahegelegt, weil man sonst nicht links sein kann, wurde mir nahegelegt, man sei dann höchstens „linksliberal“ und das, so musste ich schmerzhaft lernen, war offenbar irgendwie das Gegenteil von links, weil es irgendwie bürgerlich war, so die Art Zeitleserarztsohnverhalten, das man von zeitlesenden Arztsöhnchen eben so erwartet als so wirklich Linker. Links, das lernte ich, bedeutet Solidarität auch mit den Dummen, die häufig das Sagen haben. Das war eins der Probleme mit den Linken: Dass die Wortführer in meinem Alter alle dümmer waren als ich. Bei den Älteren, da hab ich das verstanden, da zählen in der Politik Talente wie Organisationstalent, Fleiß, Beharrlichkeit, Sitzfleisch, auch ein bisschen Populismus. Geschenkt. Aber bei uns Amateuren, dachte ich, könne man noch unbefangen Ideen und ihre Umsetzung diskutieren. Arschlecken, sag ich nur. Die Wortführer konnten einfach länger rumsitzen und länger reden, einfach so lange reden, bis der Rest nach Arztsöhnchenhausen zum Abendessen wollte. Da gab’s nicht nur Futter, sondern auch die besseren politischen Gespräche, isso. Und dann traf man sich am nächsten Tag wieder und die Saufschwadronierkanone von gestern Abend saß da immer noch und erzählte was von Träumen. Ich hatte schon immer ziemlich viel Fantasie und dass der Typ mit Terroristentuch um den Hals mir jetzt noch erzählen wollte, dass er (es waren immer er’s, übrigens), dass er die besseren Träume hatte als ich, das konnte ich einfach nicht so schlucken. Ich hatte immer die besseren Träume, ich hatte Hammer-1-A-Erste-Klasse-Träume mit Schlagsahne und Marzipannupsel oben drauf, und das was der Stinkepuschel im alten Omasessel im SV-Büro da geträumt hatte, das war einfach nur die letzte halbe Stunde Suff von gestern Abend gewesen. Und ich verzeihe es den stinkepuschelanhimmelnden Mädchen von damals bis heute nicht, dass sie nie was gesagt haben, sondern Stinkepuschel immer noch freiwillig Gauloises Blondes ohne Filter angeboten haben. Dabei waren sie viel schlauer als er und hatten garantiert auch die besseren Träume. Ich wette, die viel besseren Träume. Es hat jedenfalls wirklich viele, viele Jahre inklusive einem Managementstudium und zwei Trillionen Semestern multivariate Statistik und Datenanalyse gebraucht, bis ich gelernt habe, dass man die öffentliche Träumerei besser nicht den Stinkepuscheln von damals überlässt. Sondern besser selber träumt. Ich weiß schon: Ist nicht alles Gold. Aber das sag ich dann einfach dazu.
Es ist nicht alles Gold
Der Vater nicht, mit seinem Arschgesicht
Und auch die Mutter nicht, die war schon mittags dicht
Selbst der Zehn-Euro-Schein, der könnte größer sein
Und schöner auch, der Lauch, statt einer Brücke drauf
Wär doch ein Nackedei längst nicht so’n Einerlei
Aus Brücken und aus Stein
Es könnte schöner sein.
Das Leben und der Tod
Dass, wenn man heimgeholt,
Vom großen Manitu
Man gerne noch erzählt
Wie schön sie war, die Welt
Und wenn man dann so ruht
Man was zu Lachen hat
In seinem dunklen Grab
Und in die Tasche tut
Man den Zehn-Euro-Schein
Den mit dem Nackedei
Zum sich eins Grinsen rein.
Mein Buch, dieses „Im Moor“, das gibt’s jetzt auch als Papierversion und ich freu mich, wenn du es bei Amazon kaufst. Den Link schreibe ich mal in die Shownotes. Du kannst es bestimmt irgendwie auch im Buchladen um die Ecke kaufen, aber der hat ja gerade zu. Tja. Pech. Und weil wir hier unter uns sind, verrate ich noch ein kleines Geheimnis: Das Buch ist wirklich total super und so. Aber ich hab mir die Endkorrektur so ein bisschen gespart, weil‘: Sowas macht überhaupt keinen Spaß und mein Leben ist kompliziert genug. Und ich mach dir an dieser Stelle mal ein Angebot: Für jeden Rechtschreibfehler, den du findest und mir schickst, kommst du ein bisschen schneller in den Himmel. Sagt Jesus. Der findet mein Buch nämlich auch super, hat aber genauso wenig Lust wie ich, die ganzen Rechtschreibfehler zu korrigieren. Außerdem kann er nur Aramäisch, das olle Landei. So. Ende für heute. Tschüss.
Alter Tannenbaum
An meinem alten Tannenbaum
Da hängen Kinder dran
An Kabeln. Schau, sie zucken kaum
Er ist auch gar nicht an.
Und jedes Kind trägt mein Gesicht
Das sieht erschrocken aus
Komm ich mit meinem großen Licht
Und zünd es an, das Haus
Es brennt das Zimmer, brennt der Baum
Es brennt die Kinderschar
Und ihr Geschrei, du hörst es kaum
Als wär es gar nicht da
Der Baum steht tadellos herum
Mit Schmuck und Kerzen dran
Nur manchmal zuckt ein Ästlein stumm
Ob es wohl brennen kann?
Link zum Buch: