EKW058 Hamburgersparmenü mit Käse

Lab

Lab ist ein Enzymgemisch,
Aus Chymosin, Pepsin, das frisch
Soll Käse kommen auf den Tisch
Aus dem Labmagen junger Wiederkäuer
Im milchtrinkenden Alter gewonnen
Und zum Ausfällen des Milcheiweißes
Bei der Herstellung von Käse genutzt wird.

In modernen Milchzuchten werden die
Neugeborenen Kälber nach 2 bis 10 Tagen
Von der Mutterkuh getrennt, geschlachtet
Und verwertet. Die tiefgefrorenen Labmägen
Werden zerkleinert und
In einer Extraktionslösung
Wird das Lab-Enzym daraus extrahiert.

Hallo, Matthias hier. Diese Corona-Lockdowns machen da was mit uns. Vor allem mit uns luxusbetroffenen Bürostuhlvollfurzern. Wir haben nix zu tun und fangen irgendwann an, unseren eigenen Joghurt zu zimmern. Oder Käse. In diesem Kontext, namentlich beim intensiven Studium der Anleitung meiner Joghurtmaschine, verhakte ich mich in den Frischkäseherstellungsoptionen dieses Wunderteils und stieß auf das schöne Wörtchen Lab, an dessen Klang ich mich schon ewig nicht gelabt hatte und dessen Bedeutung mir gänzlich unbekannt war. Irgendwie hatte ich als käsefutternder Vegetarier bis dahin immer noch geglaubt: „Naja! Vielleicht haben diese Hochleistungskühe mit ihren zwingend für den Milchfluss notwenigen Kälbern ja doch ein irgendwie okayes Leben. Immerhin ist der Stall trocken und der Wolf kann nicht rein.“ Stimmt. Aber der Mensch. Und der sagt: „I bimm’s, Kalle, der Kälber-Keuler, und isch brauch mal dein Lab! Nee, bleib sitzen, du kleines Zottelchen, so komm ich besser ran, Muhahahaha!“ Aber wer weiß, wofür es gut ist. Nachher wird unter den ganzen süßen schwarz-weiß-getupften Kälbchen jedes Jahr auch ein braunes Hitler-Kälbchen geboren und wenn uns die Kälbchen-Hechsel-Industrie nicht zuverlässig von denen erlösen würde, wer weiß, wozu diese Tiere im Stande wären, wenn sie erst mal groß sind!

Der Tod und das Kälbchen

Es traf der Tod im Kuhstall ein
Wie jeden Donnerstag
Und trat zum Kälbchen, das so klein
Im Schein des Rotlichts lag

Es räuspert sich der Sensenmann:
„Auch wenn’s mir nicht behagt,
Du kleiner Racker stirbst, ich kann’s
Nicht ändern. Du hast Lab.“

„Was ist das?“, fragt der Springinsfeld
Doch Tod hat keine Zeit.
Die List‘ is lang und Zeit ist Geld
Und Geld heilt Traurigkeit

Zumindest die vom Tod, er teilt
Das Kälbchen sehr gekonnt
In Hundefutter, Lab und Fleisch
Und eilt nach Bad Pyrmont

Weil hier die nächste Kuh-ndschaft weilt
Der Witz war echt nicht gut
Doch Schnurz. Das nächste Kälbchen schreit
Noch mehr. Und Muttern muht.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Fast jede kennt den Spruch und denkt vielleicht irgendwie an Marx oder so? Is richtig. „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ So lautet der Originalsatz und ich sage dir, in dieser zweiten, originalen Form, halte ich ihn für Kappes, weil ich behaupte, das Beide Richtungen möglich sind, und je mehr Geld und Homeofficemöglichkeiten wir haben, desto eher können wir uns die Richtung „Bewusstsein bestimmt Sein“ auch leisten. Ich bin zum Bespiel aus ganz anderen Gründen Vegetarier geworden, als wegen des Scheiß-Tierleids, denn das war mir die ersten fünfundzwanzig Jahre Aldisalamifresserei ja auch völlig Schnuppe. Aber jetzt, wo ich die Sache mit ohne Fleisch erst mal für mich klargekriegt habe, ergeben sich plötzlich ganz andere moralische Möglichkeiten und ich kann auf Leute herabschauen, die früher fast unantastbar waren. Nur die Sache mit dem Lab, die vergess ich besser ganz schnell wieder. Käse ist eben geil und Kälbchen, jetzt mal ganz unter uns, Kälbchen sind völlig überbewertet. Darum hätte ich diese Folge auch gerne „Kälber aufschlitzen, jetzt!“ genannt, aber irgendwie hab ich Sorge, dass die Apple – Anführungsstriche unten – Zensur – Anführungsstriche oben wieder viele Sternchen daraus macht und das ist mir zuviel Komplexität an einen stinknormalen Donnerstag. Tschüß

Ochsenschwanzsuppe

Weißt du noch, wie’s damals war,
Als Bratwurst noch geschmeckt
Und Toast Hawai in Ordnung war
Selbst wenn das Fleisch gestreckt.

Und weißt du noch, wie’s damals war
Mit Ochsenschwanz im Bauch
Das schmeckt für mich wie „Wetten, daß…?!“
Und lecker war es auch.

Jetzt gibt’s stattdessen Soja-Schrott
Mit Indigenen-Blut
Beim Netflix-Bingen geht das flott
Und schmecken tut es gut.

Moralisch macht das trotzdem einen
Riesenunterschied
Jetzt fressen wir uns selbst und keinem
Ochsen mehr sein Glied.