Hi Matthias hier. Wollen wir vor dem ersten Reimdingsi mal kurz über das Jahr 2021 reden? Genauer: Über seine suboptimale Performance? Genau, als hättest Du die Wahl. Reden wir also: 2021 hat bisher nur mäßig abgeliefert, ich sage nur Aktien. Naja. Obwohl! Mein Portfolio hat in sehr okayem Maß an Wert zugelegt. Findest Du langweilig? Was genau wäre denn Deine Referenzkategorie? Die Corona-Pandemie? Die Musikcharts? Deine Mutter? Ich verrate Dir ein Geheimnis: Weil alles mit allem zusammenhängt und man sich ja irgendein Relevanzkriterium aussuchen muss, ist sowas wie der S&P500-Index – Klammer auf: Das ist was mit Aktien, Klammer zu – wahrscheinlich ein verdammt gutes. Keine Sau interessiert sich für Deine Mutter oder die Anzahl der Obdachlosen in Deinem Kaff – halt, stimmt nicht – nur sehr wenige Säue interessieren sich – aber selbst die wenigen Säue reagieren auf den Gemütszustand deiner Mutter und die Obdachlosen mit gewissen Konsum- oder Investitionsentscheidungen. Zigaretten, Kuscheldecken, Sicherheitsschlösser, Baseballschläger – such dir aus für wen du was gebrauchen kannst. Du kaufst oder kaufst nicht, amerikanische Konzerne verdienen Geld oder eben nicht und näher kommen wir dem Zustand der Welt im Jahr 2021 nicht. Wobei die Chinesen sagen würden, dass wir immer noch im Jahr der Ratte sind und das Jahr des Büffels erst irgendwann im Februar beginnt. Am elften, wenn Du’s ganz genau wissen willst. Das Jahr 2021 performt also nicht, sondern ist einfach nur kultureller Bulllshit, genauso wie das Jahr des Büffels oder dieser Podcast hier. Gucken wir dagegen auf den S&P 500, so ist er derzeit auf All-Time-Rekordhoch und das magst du irrelevant oder doof finden, aber das ist deine Mutter eben auch. Und jetzt zum ersten Reimdingsi.
Noch mal kurz zu Weihnachten
Geschenke sind schon weggeschmissen
Ärger oder Freude wichen längst dem Schatten
Neuer Sehnsucht die beschissen
Ähnlich schmeckt wie letztes Jahr
Als Leben zwischen all den Ratten
Auch schon unerträglich war
Wer jetzt allein ist, wird wohl Podcasthase werden
Oder mit dem Kopf im Ofen hängen unter lecken Herden
Im Galopp verkloppt von kecken Pferden
Neujahr kam wie dieser Typ im Fernsehen
Unvermeidlich wie das Wetter, das er macht
Grad regnet’s noch, er sagt Gewitter und es kracht
Der Oppa von der Leiter, was wir gern sehen
Leben ist kein Blumenstrauß, es ist wie Leben
Ganz egal, ob wir das Beste geben
Oder auch nur 10 Prozent, es geht vorbei
So wie das Jahr, der Oppa, sein Geschrei
Wenn du den Müll noch hast mit den Geschenken
Lauf schnell hin, um deine Hände zu versenken
Greif die Spatzen mit den Händen bis sie platzen
Denn die Tauben auf dem Dach
Sind ach
Nur schlecht getarnte Katzen
Was, liebe Kofferiche und Kofferösen, lernt uns das? Nicht viel, sagst Du vielleicht, und das täte mir leid, denn das spräche einzig und allein gegen Dich, der oder die du in diesem Fall nicht in der Lage wärst mit Phantasie und eigenen Gedanken auf den Schrott der anderen Ratten zu reagieren. Freu Dich doch, dass du nun endlich dazu kommst, in den alten Readers-Digest-Abo-Romanen der Großmutter zu schmöckern, bevor beide, Bücher und Großmutter, dem Feuer übergeben werden. Ich persönlich lerne aus Schrott so viel, dass ich einen Heidenrespekt davor bekomme, neuen Schrott dazuzustellen. Ich hab vor drei Monaten einen Podcast zum Thema Gegenwartsarchäologie gehört, da gings um Gartenzwerge und Bierdosen und Hörsaalgraffiti und ich erinnere mich, dass ich mir die Scheiße nicht anhören wollte, aber dann lief’s nun mal während ich auch lief und dann lies ich’s eben laufen und plötzlich merkte ich, wie relevant die Aufbewahrung und Untersuchung von Hörsaalgraffiti vielleicht sein könnte, schließlich gibt’s sowas gar nicht mehr und wer weiß, wie lange nicht, vielleicht nie mehr, und sowas darfst du ruhig mitbedenken, wenn Du demnächst das Scheißweihnachtsgeschenk von Omma wegschmeißt: Vielleicht war es ja die allerletzte Duftseife, die Du jemals von ihr bekommst und was sagt das über sie, dass sie denkt, dass dir sowas gefällt. Oder vielleicht denkst sie’s auch gar nicht, sondern greift einfach so ins Regal, die alte Zicke, aber auch das erzählt ja etwas. Und da du ja ganz offensichtlich nicht gerade an astrophysikalischen Geheimnissen herumforscht – denn dann würdest du diesen Podcast nicht hören – kannst du ruhig mal ein bisschen über Omas Duftseife nachdenken. Das schuldest du vielleicht nicht ihr, denn kann sein, dass sie wirklich ganz bezaubernd scheiße war, aber vielleicht schuldest Du’s Dir selbst, Um das Thema Duftseife ein für alle mal zu den Akten legen zu können. Auf Wiederhören.
Marzipankartoffel
Es aß im Harz ein arger Stoffel
Eine Marzipankartoffel
Und er wundert sich schon sehr
Wo der Kartoffeln Duft wohl wär
Den er so mochte, als er noch,
Als Bub durchs Grün der Felder kroch
Und Knollen prüfte, ob sie wohl
Schon reif war’n, dass er sie sich hol
Natürlich hatte dieser Mann
Schon häufiger wohl dann und wann
Von Erdäpfeln aus Marzipan
Und ihrem süßen Sinn erfahr’n
Doch nahm dies Wissen ihn nicht ein
Denn was nicht sein darf, kann nicht sein
Und so bekam auch dieses Jahr
Die Firma Niederegger – klar!
‚Nen Sack Kartoffeln zugeschickt
Als Beispiel wie so’n Stoffel tickt