TL;DR: Liebe ist manchmal kompliziert und immer dumm, Eichelhäher sind verdammt gefährliche Biester und ich veranstalte ein Open Mike bei Clubhouse.
Die erschöpfende Erkundung der Liebe
Ist es das Gesicht, der Po?
Ist’s der Charakter oder so?
Ist es die passende Chemie
Die ihn verzückt genau wie sie?
Es ist Klischee, so viel ist klar
Das wurde grad schon offenbar
Als gäb es nur ein „Sie liebt ihn“
Und „Er liebt sie“. Wie trist und schlimm…
Und falsch. Denn niemals war die Liebe
Einfach bürgerlich stupide
Manchmal ist sie kompliziert
Und falsch, pervers, bloß antrainiert
Und dann muss eine kommen die
Entscheidet: Ist das gut für sie?
Und nein, dass ist es meistens nicht
Was nicht heißt, dass die Liebe bricht
Denn „gut“ ist kein Kriterium
Für Liebestaumel, schau, wie dumm
War’n Romeo und Julia
Das schlimmste Paar vorm Traualtar
Es gibt, so zeigt es die Natur
Für Liebe kein Rezept. Und nur
Zu sagen es sei Sex im Spiel
Erklärt zwar einiges, doch viel
Bleibt weiterhin im Dunkeln weil:
Nur weil er irgendwann sein Teil
In sie hinein schiebt heißt das nicht
Dass sie ihn lieben tut, so schlicht
Läuft’s nirgends, nicht im Film, im Buch
Nicht im Theater. Nein. Ein Tuch
Das Schweigens deckt die Liebe hin
Über den Schmerz und seinen Sinn
Und die Hormone? Sicher, sie
Sind wichtig, schuldig jedoch nie
Es ist vielleicht das Narrativ
Der Liebe selbst, das krumm und schief
Und wenig logisch in der Welt
Sein Übel sprüht. Und uns gefällt
Weil Überraschung uns das Sein
Erträglich macht, wenn auch zum Schein
Quod erat demonstrandum: Sie,
Die Liebe, ist der Fantasie
Robustestes Produkt der Welt
Und lebt so lang wie’s Euch gefällt
Hi, Matthias hier. Ich hatte in der letzten Folge großmäulig ins Mikrofon krakeelt, es bestünde die Möglichkeit einer detaillierten Dekonstruktion der „Liebe“ im Rahmen einer Sonderfolge des Koffers. Nun, wie du siehst, ist das gar nicht weiter nötig. Vielmehr reicht ein recht konventionelles Paarreimdingsi mit hingeschluderten Jamben, um die Liebe ein für alle mal als das zu entlarven, was sie ist: Sie ist einfach alles, was wir in ihr sehen wollen. Die Projektionsfläche von allem, was uns im Leben fehlt und was eine Herzensdame, ein Ritter, eine Sexsklavin, ein Meerschweinchen oder ein Kind im Keller uns womöglich verschaffen können. Glücklich, wer in diesem Spiel auf der legalen Seite der Liebe landet, denn viele der anderen Spielarten sind nicht nur furchtbar schlimme Kackscheiße für die eine oder andere Beteiligte, sondern auch sperrig zu erzählen.
Haken wir also diesen Teil der Gesellschaftsanalyse ab und wenden uns einem weiteren sozial-emotionalen Abgrund zu: Der Ernährung. Natürlich, ich könnte zu diesem Zweck hahnebüchende Überleitungen wie „Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen“ bemühen, aber seien wir ehrlich, liebe Koffererõs und Kofferitas, Eure Zeit ist zu wertvoll, als Euch mit solcherlei Schabernack zu belästigen. Und genau wie mir wird wohl auch dir die folgende Binsenbanalität ein paar Fußnägel hochrollen lassen: Man ist, was man isst. Lustig finde ich ja, wenn so etwas von der wurstverspeisenden Fraktion kommt. Denkt das doch einfach mal zuende, ihr Schlauberger. Wirklich ärgerlich wird diese Nullphrase aber dann, wenn man bedenkt, dass sie eigentlich viel besser (und auch ehrlicher) in die andere Richtung funktioniert: Man ist, was man nicht isst. Weil: Donald Trump konnte auch mal wochenenlang im Oval Office sitzen und Big-Mac-fressend Frust schieben, aber Cindy Hackenbreder aus Bückeburg kann nicht einfach anfangen Austern und Rinderfilet zu fressen, nur weil sie gute Laune hat.
Ergibt das Sinn? Wahrscheinlich, so wie häufig, nicht. Und wenn schon. Wie heißt es doch im ersten Werner-Film von 1990: „Scheißegal! Morgen ist Berufsschule!“ Apropos Morgen: Morgen – also von dir aus maximal heute – genauer gesag am 25. Januar um 21:00 Uhr veranstalte ich ein Open Mike bei Clubhouse, in dem ich und jede, die möchte, halbwegs okaye Reimdingsis vortragen können. Wahrscheinlich bin ich allein oder, noch schlimmer, wir sind zu zweit und geben nicht zu, dass die Sache ein mieser Reinfall war. Wenn du also Lust und ein iPhone und Mitglied bei Clubhouse bist, dann kommt vorbei. Such den Raum „Ein Koffer Wörter“ oder klicke einfach auf den Link in den Shownotes:
https://www.joinclubhouse.com/event/9M1K1ONP
Bis dahin vielleicht und Tschüß!
Es krächzt in früher Morgenstunde
Axel. Er fliegt seine Runde
Durch die Gärten und den Park
Und ihm fällt auf: Es riecht sehr stark
Du fragst vielleicht: Ergibt das Sinn?
Dass Vögel riechen können? Hmmmmm…
Nun, Axel schon. Er ist ein eher
Hochsensibler Eichelhäher
Und den starken Leichendunst
Zu schnüffeln ist auch keine Kunst
Vielmehr umhüllt ein Pest-Odeur
Den Park, die Gärten und ich schwör‘:
Hätt Axel kein Benehmen nicht
Gelernt als er ein kleiner Wicht
Er hätt dem Drang nicht lang getrotzt
Und irgendwo auf’s Gras gekotzt
Denn nicht nur starker Übelruch
Legt penetrant sein Leichentuch
Auf alles, nein, es ist vielmehr
Der Anblick selbst, der Axel schwer
An allem Guten zweifeln lässt
Des Botschaft er doch stets dem Rest
Der Welt verlässlich Kund getan
Doch steht dies alles weit hintan
Nach dem, was dort im Morgenglanz
Umspielt von vieler Fliegen Tanz
Im Park vor Axels Augen liegt
Dass Axel schweres Grausen kriegt
Denn dort ist eingerollt gefläzt
Ein totes Mammut, das, so schätzt
Der Eichelhäher ungefähr
Vier Meter lang, fünf Tonnen schwer
Und überaus gestorben ist
Wovon ein meterlanger Riss
Am Unterleib des Tieres zeugt
Aus dem Gedärm nach außen äugt
Der Eichelhäher landet sanft
Wobei er einem Würgekrampf
Mit größter Würde widersteht
Und schaut sich um, was hier wohl geht
Von wegen leichtem Aaserwerb
Denn klar, auch wenn das Fleisch verderbt
Und schon von Fliegen in Besitz
Zum Leichenschmaus genommen ist
Muss man doch sehen, wo man bleibt
Und Axel schüttelt sich und treibt
Den Schnabel erst mal nur zum Test
Ins Mammutfleisch – es ist ein Fest
Doch da baut sich vor Axels Platz
Noch während Axel schamlos schmatzt
Ein Mäuserich vor Axel auf
Und brüllt ihn an mit viel Geschnauf
„Was, Vogel, fällt dir bitte ein?!
Was pickst du auf mein Mammut drein
Das ich in mühevoller Jagd
Gehetzt und dann getötet hab?
Was denkst du denn? Dass solch ein Leib
Vom Himmel fällt und liegen bleibt?
Damit’s die Tiere hier im Park
So einfach futtern können? Quark!
Was glaubst du denn, wie schwer es ist
Ein solches Tier in Tagesfrist
Zu jagen und zu stellen und
Dann auszuweiden solchen Fund?
Schaff deinen fetten Vogelarsch
Sofort von meinem Mammut, Marsch!
Und wenn du nicht sofort parierst
Brauch ich Gewalt, dass Du’s kapierst!“
Und Axel lässt so schnell er kann
Vom Mammut ab. Er denkt daran,
Dass nun statt Elefantenass
Ganz and’rer Happen steht zum Fraß
Bereit. Und ohne Blickkontakt
Hat er die Maus am Schopf gepackt
Und schlingt das zeternde Getier
Herunter. Schwupps, das hast du dir
Verdient, du rüpelhafte Maus
Und Axel rülpst und fliegt nach Haus.
So spielt das Leben hier auf Erden:
Fressen und Gefressen werden.