EKW084 Fliesenlegerfuge

TL;DR Krass! Du hier und nicht auf der Autobahnbrücke, an der falschen Seite vom Geländer? Läuft bei dir, oder?

Vierzeiler

Wenn graue Tage sich an graue Tage schmiegen
Gerinnt Erinnerung an Licht zu winden Träumen
An den Wegen wiegen wimmernd graue Ziegen
Die an Knospen zerren all der bocken Bäume

Hi, Matthias hier. Krass! Du hier und nicht auf der Autobahnbrücke, an der falschen Seite vom Geländer? Läuft bei dir, oder? Was denn los? Hast du eher zufällig deine überraschend rassige Freundin über’n Winter gebracht? Oki, 100 EUR in die Sexismusarschlochkasse, aber „überraschend rassig“ ist nun mal reines Reimdingsigold. „Gerlinde wand sich überraschend rassig / Aus Klaus-Dieters wenig überraschend schlaffen Armen / Als die ihrem Schoß zu nahe kamen / Nur die Omma lachte, die fand’s spassig.“ Aber wir waren noch halb auf der Autobahnbrücke, nicht wahr? Bleib besser oben, lieber Koffer, hier oben isses ruhiger und weniger stinkig. Ich muss gerade an meine erste, bisher unveröffentlichte Gedichtsammlung namens „Autobahnbrückensonette“ denken. Ich erinnere mich vor allem an das erste, „Höhenkoller“, das ging so:

Höhenkoller

Der Sattelschlepper hat so zarte Züge
Wind küsst meine arg verheulten Augen
Die nach schnell verblassten Lastern schauen
In der Ferne ein McDonalds in der Biege

Motorheulen wird vom Sturm getröstet
Alles reiht sich ein zur Kondolenz
MAN vor Volvo hinter Benz
Zwischen ihnen wird ein Fiat geröstet

Ach, ich will mich zwischen ihnen legen
Auf die weiche Decke des Asphalts
Und mich unter ihren Rädern regen

Ach, mit Freude leg ich meinen Hals
Auf der Laster stark belebte Wege
Und dann knallt’s

Nein, lieber Koffer, mich ehrt Deine Sorge, doch spare sie dir doch bitte auf für einen nichtpodcastenden Kandidaten. Denn das hier, das macht so viel Arbeit, da willst du nachts nur noch ins Bett und nicht mehr auf die Brücke. Word. Ich war heute mal wieder bei Clubhouse unterwegs und hab Leuten bei Leute-Dingen zugehört und ich muss sagen, es hat mich inspiriert zu allerlei formexperimentellem Schabernack. So hab ich mir beispielsweise für heute vorgenommen, endlich mal ein bestimmtes Experiment anzugehen. Nämlich die Kunst der Fuge einmal auf dem Feld der Lyrik zu versuchen. Und ja, genau, wer denkt bei diesem Begriff nicht als allererstes an einen gewissenhaften Fliesenleger. Ging mir ganz genauso. Weil es aber grauer Februar ist und selbst Valentinstag schon vorbei, ist mein Fliesenleger natürlich unglücklich. Unglücklich verliebt, um genau zu sein, denn er kann es der Alten einfach nicht Recht machen. Viel Freude beim Hören und bis morgen. Tschüß.

Fliesenlegerfuge

Ich habe Dir Dein Bad gefliest mit tausendfachen Mühen

Ich find – – – – es – – – – – ist – – – sehr – – – schön
Ich seh wie Du mein Bad gefliest mit tausendfachen Mühen

Ich hab’s verfugt und dir’s gezeigt, wie findest du es denn
Ich – – – – find – – – es – – – ist – – – sehr – – – schön

Du hast – – – – dich – – – – nicht – – – – be – – – – wegt
Ich mag die Fugen, hätt‘ nur gern, dass sie noch jemand fegt

Ich feg, ich hab’s drauf angelegt und habe mich stark bewegt
Sie fegt und mir dabei die ganze Welt zu Füßen legt

Ich hab gefegt wisch, fffffft, wisch, fffffft, wisch
Doch du hast nur gefegt, wisch, fffft, wisch, ffffft

Das reicht Dir nicht, ich bin zu schlicht? Du duss’lige Tusse, jetzt echt, hau ab, sonst wird mir schlecht
Das reicht mir nicht, ist mir zu schlicht, das ist doch die Höhe, dass fass ich doch nicht. Hau ab! Aber echt!